Lüneburg. Auf den ersten Blick haben San José in Costa Rica, das brasilianische Sao Paulo oder Kreta in Griechenland wenig mit Lüneburg gemeinsam. Und dennoch dauerte es am Mittwoch, 23. Juni, nicht lang, bis die Inhaber*innen der UNESCO Lehrstühle im Bereich „Hochschulbildung für nachhaltige Entwicklung“ (UNESCO Chairs in Higher Education for Sustainable Development) Parallelen zwischen ihren Arbeitsorten und der niedersächsischen Hansestadt feststellten.

Professor Charles Hopkins und Katrin Kohl (York University Canada), Professorin Mirian Vilela und Dr. Alicia Jimenez (University of Peace, Costa Rica) sowie Professor Vassilios Makrakis (University of Crete), Nina Bottenberg (Universität Heidelberg) und Laura Sauer (Mitglied des Jugendforums der Deutschen UNESCO Kommission) waren der Einladung von Deepika Joon vom Institute for Sustainable Development and Learning (ISDL) der Leuphana Universität Lüneburg, die ebenfalls einen solchen UNESCO Lehrstuhl innehat, gefolgt. Ihr Ziel: Lehrpläne auszuarbeiten, die sich an Aspekten von Nachhaltigkeit orientieren.

Im Rahmen der Tagung stand auch der Austausch mit der Zukunftsstadt auf dem Programm. LG2030-Projektmanagerin Sara Reimann informierte in einem Vortrag darüber, wie in Lüneburg die 17 globalen Ziele für Nachhaltigkeit in 15 Experimenten gemeinsam mit der Stadtbevölkerung ausprobiert werden. Der Ansatz, durch das Vor-Ort-Tun die Vielfältigkeit von Nachhaltigkeit zu vermitteln und Aufmerksamkeit zu schaffen, stieß bei den internationalen Zuhörenden auf Begeisterung.

Besonders interessant fand Katrin Kohl von der Yorck University, dass die Lüneburger*innen von Anfang an in die Gestaltung der Experimente der Zukunftsstadt involviert waren Alles startete nämlich damit, dass Student*innen der Leuphana Universität Lüneburger*innen befragten, wie sich die Stadt für die Herausforderungen der Zukunft genau wappnen kann und wo es Veränderungsbedarf gibt.

Als Professorin Mirian Vilela erfuhr, dass die Stadtbevölkerung zu Tausenden auf dem Marktplatz gegen die Ausbeutung ihrer Grundwasserreserven durch Coca-Cola demonstrierte, wurde sie hellhörig. Die Brasilianerin berichtete in dem Zug von einem Projekt im Süden ihres Landes. Eine Firma, die mit Wasserkraft Energie für Brasilien und Paraguay erzeugt, startete eine große Kampagne unter der Bevölkerung und den Anwohner*innen, die sie zum achtsamen Umgang mit Wasser anregte. Gemeinsam stellten die Sitzungsteilnehmer*innen fest, dass der Druck, nachhaltig zu handeln und vor allem alle Menschen zur Nachhaltigkeit anzuregen, steigt. Ob er letztlich aus der Zivilbevölkerung, wie etwa in Lüneburg, durch politische Maßgabe oder durch die Wirtschaft vorangetrieben wird, ist zweitranging.

Für September hat sich bereits eine nächste internationale Delegation in der Zukunftsstadt angekündigt. „Ihr Projekt gilt in Japan als Vorzeige-Modell, wie man Nachhaltigkeit in einer Stadtplanung berücksichtig“, schreibt Koji Nagai, der mit einer Gruppe von Stadtplaner*innen aus dem japanischen Kyoto nach Lüneburg reisen will.