Der Grüne Giebel - FAQ
Das Experiment »Der Grüne Giebel« ist ein Teilprojekt des Reallabors »Zukunftsstadt Lüneburg 2030+«. Das Siegel »Der Grüne Giebel« bescheinigt Produkten, Dienstleistungen und Organisationen, ihren nicht vermeidbaren CO₂-Ausstoß durch lokale Kompensationsmaßnahmen ausgeglichen zu haben.
CO₂-Emissionen von Personen, Unternehmen, Produkten oder ganzen Staaten können durch verschiedene Arten von Klimaschutzprojekten ausgeglichen werden. So finanziert z. B. die Klimaschutz-Organisation atmosfair in Ländern des globalen Südens den Umstieg von brennholzbetriebenen offenen Kochstellen auf energieeffiziente Öfen. Die durch diese Modernisierung eingesparte Menge CO₂ können sich Emittent:innen bei atmosfair als Kompensationsmaßnahme anrechnen lassen, indem sie anteilig in die dort gelisteten Klimaschutzprojekte investieren.
Andere Projekte zielen darauf ab, bereits emittiertes CO₂ direkt und aktiv wieder der Atmosphäre zu entziehen. Das kann z. B. durch das Pflanzen von Bäumen bewirkt werden (wie hier in der Region im LZ Blätterwald) oder indem man die im Holz gebundene Menge Kohlenstoff durch Umwandlung in Pflanzenkohle bindet. Diese Pflanzenkohle kann dann zu einer dauerhaften Kohlenstoffsenke werden, wenn sie in den Boden – egal ob großer Acker oder kleines Beet – eingebracht wird. Wie das funktioniert, erklärt der Abschnitt »Wie kann Pflanzenkohle zum Klimaschutz beitragen?«
*CO₂e?
CO₂ ist das dominierende Treibhausgas, das den Klimawandel befeuert. CO₂ ist jedoch nicht das einzige Treibhausgas, das dazu beiträgt. Auch Lachgas oder Methan haben Einfluss auf das Klima. Um deren Wirkung berechnen zu können, wird es in die äquivalente Menge CO₂ umgerechnet, um nur eine Zahl angeben zu müssen.
Bäume pflanzen, um den eigenen CO₂-Fußabdruck zu kompensieren und das Klima zu retten? Das ist eine weitpropagierte und beliebte „Klimaschutzmaßnahme“. Das Problem bei Kompensation durch Aufforstung ist allerdings, dass kein dauerhafter Entzug des CO₂ gewährleistet werden kann. Bis die Bäume die tatsächliche Menge an kompensiertem CO₂ der Atmosphäre entzogen haben, sind sie vielleicht bereits gefällt, eingegangen oder verbrannt. Dadurch wird nichts für den Klimaschutz gewonnen. Außerdem kommt es bei Aufforstung im Globalen Süden immer wieder zu Landnutzungs- und Landrechtskonflikten mit der lokalen und indigenen Bevölkerung, die ihr Land durch Baumplantagen verlieren. Und hier in Deutschland ist es schwierig, noch geeignete Flächen für Aufforstung zu finden, die nicht sowieso bereits vom Forstmanagement für Nachpflanzung vorgesehen sind.
Sobald die Infrastruktur für die CO₂-Kompensation mit Pflanzenkohle steht, kannst du deinen CO₂-Fußabdruck durch Einzahlungen in den Pflanzenkohle-Fond ausgleichen.
Die exakten Kosten bei der Herstellung und Einlagerung der Pflanzenkohle müssen erst noch berechnet werden. Im Durchschnitt kostet die Kompensation einer Tonne CO₂ durch lokale (DE) Maßnahmen je nach Projekt zwischen 35 -100€. Da das Verfahren über Agroforst-Systeme und Pyrolyse des Holzes zu Pflanzenkohle im Vergleich zu anderen Kompensationslösungen sehr aufwändig ist, werden die Kosten für diese lokale Lösung deutlich höher liegen. Insgesamt verspricht das Verfahren aber eine aktive und dauerhafte CO₂-Bindung, die weitere positive Effekte, wie Humusaufbau, erhöhte Resilienz des Bodens und verbessertes Mikroklima auf dem Acker. Hierdurch relativieren sich die Kosten wieder etwas.
Durch die Herstellung von Pflanzenkohle mittels Pyrolyse, das heißt unter hohen Temperaturen und unter Luftabschluss, kann der in der Pflanze gespeicherte Kohlenstoff dauerhaft in der Pflanzenkohle gebunden werden. Anders als bei der Verrottung von Pflanzen, bei der das CO₂ wieder in die Atmosphäre freigesetzt wird, kann durch Pflanzenkohle das CO₂ der Atmosphäre dauerhaft entzogen werden und reduziert dadurch den globalen Treibhauseffekt. Anhand des CO₂ -Gehalts in der Pflanzenkohle kann seriös bilanziert werden, wie viel CO₂ tatsächlich aus der Atmosphäre gezogen wird. Dadurch wird vermieden, dass fehlerhaft kompensiert und somit dem Klima mehr geschadet als genützt wird. Pflanzenkohle selbst ist keine CO₂-Senke. Erst wenn die Pflanzenkohle in den Boden gemischt wird, wird sie zu einer Kohlenstoffsenke, denn dann ist es unmöglich, dass sie noch verbrannt wird o.ä., d.h. der gebundene Kohlenstoff bleibt dauerhaft gebunden.
Pflanzenkohle kann nicht nur das CO₂ aus der Atmosphäre ziehen, sondern wird auch im Garten und Landwirtschaft zur Bodenverbesserung eingesetzt. Wird Pflanzenkohle zusammen mit Kompost in den Boden eingetragen, fördert sie Mikroorganismen, verbessert die Bodenfruchtbarkeit und lockert den Boden auf. Außerdem hat Pflanzenkohle als sogenannte „Tierfutterkohle“ das Potenzial die Gesundheit der Tiere zu steigern.
Hast du einen Garten, Acker oder Grünfläche zu Verfügung und möchtest dich an dem Projekt beteiligen? Dann bekommst du vom Grünen Giebel Unterstützung beim Eintragen der Pflanzenkohle in den Boden. Die Pflanzenkohle bekommst du subventioniert mithilfe des Pflanzenkohle-Fonds, in den die CO₂-Emittent*innen für die Kompensation einzahlen.
– Lüneburger Unternehmen (z. B. Einzelhandel, Tourismus und Gastronomie) und Institutionen als Kooperationspartner:innen für die Einführung CO₂-neutraler Produkte
– Lüneburger:innen, die klimaneutrale Produkte nachfragen oder direkt in lokale Klimaschutzmaßnahmen investieren möchten
– Landwirt:innen: Anlage und Erprobung von Agroforstsystemen, Pyrolyseanlagen und Pflanzenkohleeinsatz zur Schaffung von CO₂-Senken
– Menschen mit selbst bewirtschafteten Gartenflächen, die pyrolysierte Gehölzschnitte z. B. zur Herstellung von Terra Preta nutzen und im Garten einsetzen möchten
– Institutionen und Unternehmen, die einen Kooperationspartner für Kompensationsangebote suchen
– Institutionen und Unternehmen, die selbst nach regionalen Kompensationsangeboten suchen
– Menschen, Unternehmen und Institutionen, die die Durchführung und Ausgestaltung des Experiments unterstützen möchte